Leinenpöbler, Lösungsansätze Teil 2

Leinenpöbler, Lösungsansätze Teil 2

 

 

 

 

Der Einstieg in die Verhaltensveränderung beim Vierbeiner beginnt damit, dass wir ab dem Zeitpunkt, wo wir uns als Halter entscheiden, das unerwünschte Verhalten zu verändern, dafür sorgen, dass dem Hund keine Möglichkeiten geschaffen werden, die das unerwünschte Verhalten auslöst.
Hunde lernen über Assoziationen, das heisst, er verknüpft zeitlich naheliegende Ereignisse miteinander und passt sein Verhalten den daraus entstehenden Konsequenzen an.

Lösen die Konsequenzen beim Hund eine positive Erfahrung aus wird das Verhalten in Zukunft häufiger auftreten.
Bei jeder Wiederholung wird der Schaltkreis, der für das Verhalten verantwortlich ist, stärker zementiert.

Bildlich gesprochen, am Beispiel von unerwünschtem Verhalten an der Leine:
Beim ersten Mal, wenn der Vierbeiner an der Leine bei einer Begegnung mit einem anderen Hund, aus Unsicherheit gegenüber dem sich ihm näherndem Subjekt, dadurch Erfolg hat, in dem er in die Leine rennt, bellt und so den anderen Hund dazu bringt die Distanz zu ihm zu vergrössern, wird die Wahrscheinlichkeit, dass der Vierbeiner bei einer erneuten gleichgelagerten Situation die gleiche Strategie wählt höher.

Die positive Erfahrung die der Hund durch seine Strategie gemacht hat, hinterlässt eine Spur im Gehirn. Ähnlich einem kleinen Trampelpfad, der man, um ein Ziel zu erreichen, benutzen kann. Bei jeder Wiederholung des Verhalten wird der Trampelpfad breiter und leichter zu begehen und mit der Zeit entsteht eine kleine Schotter Strasse und aus der kleinen Schotter Strasse wird eine Asphaltstrasse. Diese entwickelt sich dann weiter, bis wir zum Schluss eine Schnellstrasse haben.

So können wir uns die Manifestation eines Verhalten im Gehirn bildlich vorstellen.
Je öfter ein Hund ein unerwünschtes Verhalten auf einen Aussenreiz zeigen kann, desto schneller, reflexartig wird es in Zukunft ausgelöst.

Aussenreize lösen Verhalten nur ab einer bestimmten Distanz zu einem Individuum aus.
In unserem Fall ist es wichtig zu wissen, wie nahe ein fremder Hund sich dem unsicheren Hund an der Leine nähern kann, bis dieser eine Abwehrhaltung zeigt.

Dies erfordert vom Hundehalter vorausschauendes Verhalten, Wachsamkeit und die Bereitschaft, für eine gewisse Zeit, den Tag im Sinne des Hundes zu gestalten, in dem man
die Spazierwege so wählt, dass wenig Überraschungen zu erwarten sind, dass genügend Ausweichmöglichkeiten vorhanden sind, so dass die nötige Distanz zu einem allfälligen unerwünschtem Verhalten auslösenden Aussenreiz gewahrt bleibt.
Wird diese Distanz doch mal unterschritten, versuchen wir den Hund mit Futter, Sozialkontakt oder kleines Spiel abzulenken, damit der Hund nicht in sein altes Muster von unerwünschtem Verhalten fällt.

Das Ablenken in einer solchen Situation ist eine reine Management Massnahme – der Hund lernt dabei nichts. Das Ablenken hat mit dem eigentlichen Verhaltensveränderungstraining nichts zu tun. Wir wollen nur vermeiden, dass die Schaltkreise im Gehirn des Hundes aktiviert werden, die das unerwünschte Verhalten auslösen.

Da ein Handlungsimpuls immer mit einer Emotion verknüpft ist, besteht unsere Aufgabe darin, auf die Emotionen Einfluss zu nehmen.
Einen unsicheren Hund an der Leine, erfährt beim Anblick eines anderen Hundes eine negative emotionale Stimmung, die ihn zu seinem Handeln antreibt.
Das Reiz-Reaktionsschema folgt dem Muster: Hund taucht auf – Furcht macht sich breit – Hund reagiert inadäquat. Nicht in unserem Sinne.

Die Aufgabe besteht darin, aus einer Distanz, von der aus der unsichere Hund einen anderen Hund ohne Auffälligkeit erträgt, ihn mit etwas absolut Hochwertigem zu beglücken.
Da Reiz-Reaktionsschema sieht jetzt folgendermassen aus:
Hund taucht auf, unmittelbar taucht gleichzeitig etwas für den Hund Unwiderstehlichen auf, das er unbedingt haben will – Hund verschwindet wieder, gleichzeitig verschwindet auch das für den Hund Unwiderstehliche.

Zielsetzung: Hunde taucht auf – mit freudiger Erwartung auf etwas Unwiderstehlichem, wendet sich der Hund an der Leine seinem Halter zu.
Der fremde Hund ist für den Hund an der Leine zu einem Signal für eine positive Erwartungshaltung geworden, statt wie vormals Furcht auslösend, kündigt der Hund nun etwas Positive an. Die Emotion zum fremden Hund hat sich verändert.

Diese Trainingsstruktur muss über längere Zeit und aus verschiedenen Distanzen immer und immer wieder trainiert werden. Je länger das unerwünschte Verhalten schon besteht, desto länger ist der Trainingsaufwand.

Wichtiges Instrument für die Verhaltensveränderung sind Trainingspläne, die alle nötigen
Parameter berücksichtigen.

Sprechen sie mit einer Hundetrainerin oder Hundetrainer, die/der auf der Basis der Lerntheorie lehrt, um den Einstieg als Laie einfacher zu gestallten.

Leinenpöbler, Lösungsansätze – Teil 1

Leinenpöbler, Lösungsansätze – Teil 1

Jeder Hundehalter, der schon Erfahrung mit einem Leinenpöbler gemacht hat, weiss wie unangenehm diese Begegnungen mit anderen Hunden auf einem Spaziergang sein können. Man weiss als Hundehalter genau was passiert und ist sich seiner geringen Einflussmöglichkeit bewusst.

Das schürt Frustration und zementiert bei jeder Wiederholung einen Automatismus nach dem einfachen Reiz-Reaktionsmuster. Die Schaltkreise im Gehirn, die diese Handlung auslösen, werden durch das implizite Gedächtnis aktiviert, der Ort, wo klassisch konditionierte Erfahrungen gespeichert sind.

Auch wenn der Hundehalter in einer solchen Situation versucht auf den Hund Einfluss zu nehmen, sei es durch anschreien, Leinenruck oder ins Fell greifen, vermag der Hund meistens nicht von sich aus, hemmend auf seine Handlung zu wirken. Neuronale Prozesse die im limbischen System ihren Ausgang haben, sind stark aktiv. Einfach ausgedrückt, je intensiver das limbische System feuert, um so schwieriger wird die Umsetzung kognitiver Prozesse. Die Fähigkeit zu lernen, ist durch die hohe Erregung stark beeinträchtigt.

Dass die Möglichkeit besteht, mit starken aversiven Reizen die Handlung zu unterbinden, heisst nicht, dass dies eine angemessene Vorgehensweise im Umgang mit Leinenpöbler ist.
Die Angst vor Schmerzen durch Strafreize konkurriert mit der Unsicherheit und das dabei gezeigte Verhalten, welches der Hund in einer Hundebegegnung an der Leine zeigt.

Die Emotion, die in dieser Herangehensweise bedient wird, ist die Angst.
Angst ist eine starke Emotion und im Beziehungsgeflecht Mensch-Hund kann sie die Beziehung stark beeinträchtigen. Vertrauen geht verloren und mit ihr die Möglichkeit einer
wunderbarer zwischenartlichen Beziehung.

Versuchen wir das Verhalten des Hundes in so einer Situation aus dem Lerntheoretischen Ansatz zu verstehen.

Wieso tut der Hund das was er tut?

Definieren wir zuerst den Begriff des Leinenpöblers.

Leinenpöbler sind Hunde, die bei verschiedenen Begegnungen an der Leine (oft Begegnungen mit anderen Hunden) in die Leinen rennen, Richtung Verhaltensauslösender Reiz, jaulen, bellen, eine aggressive Kommunikation zeigen und taub für verbale Kommunikation mit ihren Hundehaltern sind.

Was für eine Emotion lieg der Handlung zu Grunde?

Eine Möglichkeit wäre, dass ein unsicherer Hund gelernt hat, wenn ein fremder Hund, der bei ihm Unbehagen auslöst, in seine Nähe kommt, die beste Strategie ist, nach vorne zu gehen, nach dem Motto, Angriff ist die beste Verteidigung.
Weicht der fremde Hund diesem Angriff aus und der Abstand zwischen den Hunden vergrössert sich wird der Hund an der Leine diese Strategie bei einer erneuten Hundebegegnung wieder anwenden.
Die Konsequenz einer Handlung Formt den Lernprozess.

Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Hund an der Leine einen starken inneren explorativen Drang verspürt und von jedem Aussenreiz förmlich absorbiert wird.
In diesem Fall löst die Einschränkung durch die Leine Frustration aus.
Um erfolgreich unerwünschtes Verhalten zu ändern, müssen wir direkt auf die Emotionen des Hundes Einfluss nehmen. Dies geschiet mit Hilfe der Desensibilisierung und Gegenkonditionierung.

Unter der Desensibilisierung versteht man eine Therapiemethode aus dem Bereich der Verhaltenstherapie. Sie hat die schrittweise Konfrontation mit angstauslösenden Themen zum Gegenstand.

Gegenkonditionierung: Gefühle lassen sich verändern, wenn der Hund die Erfahrung macht, dass der angst- oder aggressionsauslösende Reiz zuverlässig etwas Angenehmes ankündigt. Angst und Freude sind auf Dauer nicht gleichzeitig miteinander vereinbar.

Im zweiten Teil werden wir die ersten Schritte im Verhaltenstraining anschauen.

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